Die schönsten Filmposter der 1920er Jahre
Heute und Damals
Seit die ersten Schauspieler über die Leinwand marschiert sind, und klar wurde,
dass im Kino eventuell der eine oder andere Cent steckt, wurden Filme mit Plakaten beworben.
Sogar die Brüder Lumière haben für ihre Vorstellungen Poster in Auftrag gegeben.
Die Konventionen der modernen Filmlandschaft sind das Ergebnis von
Weltraum-Zauberer, Ureinwohner-Aliens und fliegende Menschen mit Laseraugen –
Das soll nicht heißen, dass die obigen drei Poster nicht schön sind. Aber es sollte ziemlich klar sein, dass das Künstlerische hier nur der Beifahrer vom Finanziellen ist.
Nebenbei bemerkt sind die drei Poster natürlich handverlesen, um den Punkt rüber zu bringen.
In Wirklichkeit fällt das Filmposter heute im Vergleich zu anderen Marketing-Kanälen immer weiter
unter den Tisch.
Dr. Mabuse – Der Spieler
Dr. Mabuse – der Spieler
Der Zweiteiler von 1922, geschrieben von Thea von Harbou und unter der Regie von Fritz Lang, erzählt von dem gutbürgerlichen Psychoanalytiker Dr. Mabuse – der hinter seiner netten Fassade ein Verbrecherisches Doppelleben führt, und Berlin beherrschen will.
Besonders der Kontrast zwischen der groben Trenntonzeichnung von Mabuses Gesicht und den
fotokopierten Spielkarten macht dieses Plakat stark.
Mit das schönste Detail ist, dass das Symbol der
Kreuz Sieben bis in sein rechtes Auge reicht. Als hätte er nichts anderes im Blick.
Im Kampf mit dem Berge
Im Kampf mit dem Berge
Im Kampf mit dem Berge ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 1921, der den Bergsteigern Hannes Schneider und Ilse Rohde bei ihrer Besteigung des 4.5 Kilometer hohen Liskamm folgt. Der erste von drei geplanten Teilen, "In Sturm und Eis", wurde innerhalb von drei Tagen mit einer Handkurbelkamera abgedreht, und blieb der einzige Teil, der realisiert wurde.
Heutige Vintage-Plakate scheinen fast immer genau diesen Stil aufzugreifen – mit starker Reduzierung von Details, ausgewählten Farbpaletten und der Arbeit mit Silhouetten.
Frau im Mond
Frau im Mond
Der Science-Fiction Stummfilm aus dem Jahr 1929 erzählt von einer Reise zur erdabgewandten Seite des Mondes, auf der ein verlachter Wissenschaftler große Goldvorkommen vermutet.
Der Film erschien 26 Jahre nachdem ein Editorial der New York Times geschätzt hat, dass der Mensch frühestens in einer Millionen Jahre das Fliegen lernen würde, und exakt 40 Jahre vor der ersten Mondlandung. Außerdem zeigt der Film den ersten Countdown eines Raketenstarts. Nicht den ersten in einem Film – den ersten überhaupt.
Das Poster ist zwar sehr schön, aber an sich relativ banal. Der Stil ist relativ klassischer Art-Deco, und das Motiv ist einfach die Rakete, mit der die Charaktäre zum Mond fliegen.
Interessant ist das Format des Plakats. Heute orientiert sich quasi alles, was Filmplakat ist, am DIN-Format. Von DIN A3 bis A0, und immer Hochformat. Dieses für die 20er charakteristische Format orientiert sich stattdessen an den Maßen von Litfaßsäulen.
Faust
Faust
Das nächste Plakat ist ein krasser Stilbruch: Bunte Farben, starke Linienführung, und abstrakte Figuren. F. W. Murnaus Faust aus dem Jahr 1926 erzählt Goethes Geschichte von Dr. Faust, und der Wette zwischen einem Erzengel und dem Dämon Mephisto um seine Seele.
Statt exakt das zu zeigen – einen Engel, einen Dämon, und Faust in der Mitte – greift das
Plakat die Geschichte von einer anderen Seite auf:
Unten rechts verzweifelt Faust an der Pest, die der Teufel in sein Dorf gebracht hat.
Links betet eine Frau – wahrscheinlich Gretchen, die sich später in Faust
verliebt, nachdem Mephisto ihm seine Jugend zurück gibt.
Sonst sehen wir ein paar Menschen und zwei maskierte Gestalten, und über allem
drei der apokalyptischen Reiter.
Das Plakat deckt nicht die relevantesten Aspekte der Geschichte ab, sondern die relevantesten der Symbolik: Fausts Glaube wird vom Leid der Welt ins Wanken gebracht. Gretchen, die in der Geschichte für die Liebe steht, die am Ende über das Böse triumphiert, ist im Glauben dagegen unerschüttert. Und die Reiter stehen für den Ernst der ganzen Sache – denn wenn Faust sich korrumpieren lässt, und Mephisto die Wette gewinnt, erhält der Teufel das Herrschaftsrecht über die Welt.
Zuletzt sieht das Plakat auch einfach cool aus.
Die Nibelungen
Die Nibelungen
Und schon wieder Fritz Lang: Der Epos der Nibelungen, aufgeteilt in "Siegfrieds Tod" und die Fortsetzung "Kriemhilds Rache", beide aus dem Jahr 1924 und wieder geschrieben von Thea von Harbou, bedient sich frei am klassischen Nibelungenlied.
Das Poster ist in flächigen, starken Farben gehalten, was es sehr nach Siebdruck aussehen lässt. Tatsächlich bekam der Siebdruck in den 20ern und 30ern in Deutschland ordnetlich Aufwind – allerdings eher in Textildruck und Schilderproduktion.
Ein schöner Effekt ist die Vignette des Hintergrunds, die das Hauptaugenmerk auf die Figur rechts auf der Brücke, wahrscheinlich Kriemhilde, lenkt.
Nosferatu
Nosferatu – eine Symphonie des Grauens
Einer der ersten Namen, die aufkommen, sobald vom Stummfilm der 20er die Rede ist, und wahrscheinlich der bekannteste Filmtitel von F. W. Murnau: Nosferatu, eine inoffizielle und nicht-genehmigte Verfilmung von Dracula, war und ist ein wahrer Monolith der Filmgeschichte.
Und das, obwohl der Film aller Logik nach eigentlich nicht mehr existieren dürfte.
Die UFA wollte den Film in keinem großen Lichtspielhaus zeigen, weswegen er trotz der sehr teuren Werbekampagnen finanziell floppte.
Schon ein Jahr nach Uraufführung gingen die Prana-Studios pleite, und der Film wurde gepfändet.
Weil das noch nicht reicht, ging schon 1921 eine Florence Stoker, Witwe von einem gewissen Bram Stoker, wegen Urheberrechtsverletzung gegen die Prana-Studios vor.
Sie bekam (logischer Weise) recht, worauf das Berliner Gericht 1925 entschied,
Zum Glück war der Film in den vier Jahren seit seiner Veröffentlichung schon in alle Welt hinausgewandert, und das Urteil hatte rein logistisch nichts mehr mit der Realität zu tun.
Das Motiv des Posters ist absolutes Alptraum-Material. Die unmenschlich-drahtigen Gliedmaßen von Graf Orlok, der mit einer Horde Ratten aus seinem Sarg steigt, dahinter ein sternenloser Nachthimmel in giftiger Farbe, auf dem selbst der tief hängende Mond krank aussieht. Aber das schlimmste aber müssen die Augen sein, die aus der schwarzen Silhouette herausleuchten.
Auch interessant ist die Auslegung im Querformat. Heute wie auch damals verbindet man mit Filmpostern eigentlich
das Hochformat. Das hielt die Leute aber anscheinend nicht ab, auch mal etwas anderes auszuprobieren.
Gerade das Berliner Marmorhaus hatte sehr viele Plakate im Querformat.
Ben Hur
Ben Hur
Die weniger bekannte, aber trotzdem monumentale Verfilmung des Romans Ben Hur von Regisseur Fred Niblo aus dem Jahr 1925.
Der Film, der zu seiner Entstehung der bislang teuerste Film war, erzählt die Geschichte des fiktiven jüdischen Fürsten Judah Ben Hur, der von einem Kindheitsfreund ins Gefängnis gebracht wird, sich später dem Widerstand gegen die Römer anschließt, und schließlich nach einem Leben voll Gewalt von Jesus zum Frieden bekehrt wird.
Der Roman war das im 19. Jahrhundert
Das Plakat – wieder im Litfaßformat – zeigt die Rennstrecke, auf der Ben Hur gegen seinen ehemaligen Freund mit dem Wagen antritt. Die Einarbeitung der Schrift in die Art-Deco Rennstrecke und der stilistische Kontrast zwischen der Strecke und den Zuschauerreihen sowie den Wägen machen dieses Plakat extrem interessant. Außerdem ist allein die augeklügelte Farbpalette einfach angenehm.
L'abbé Constantin
L'abbé Constantin
Die französische Komödie von 1925 erzählt vom Abt Constantin, der erfahren muss, zwei junge Amerikanerinnen in seine nähe ziehen. Nicht nur das – die beiden sind auch noch protestantisch! Bald stellt sich allerdings heraus, dass die zwei gar nicht so schlimm sind, und eine von ihnen geht sogar eine Beziehung mit Constantines Neffen ein.
Was das Plakat angeht: Das ist ein bisschen geschummelt. Was wir hier sehen, ist kein richtiges Filmplakat im klassischen Sinne, sondern ein Teaserposter, das bewusst mehr Fragen aufwerfen soll, als es beantwortet.
Metropolis
Metropolis
Keine Liste, die sich mit Filmen der 20er beschäftigt, ist ohne Metropolis vollständig.
Fritz Langs Meisterwerk aus dem Jahr 1927, wieder aus der Feder von Thea von Harbou, folgt Freder, dem Sohn des Gründers des futuristischen Utopias Metropolis. Eines Tages bemerkt Freder ein hübsches Mädchen, und stolpert, beim Versuch ihr zu folgen, in die geheime unterirdische Welt der Arbeiterklasse, die Metropolis am Leben erhält.
Der Film rollt eine unfassbare Wucht an Themen auf, von der Beziehung von Mensch zu Maschine, über hierarchische Strukturen und den wahren Preis der sogenannten Utopie, bis hin zu Familie, Liebe und Glaube.
Und genauso vielseitig wie der Film selbst, sind auch seine Poster.
Aufmerksamen Augen wird aufgefallen sein, dass das obige Plakat nicht das "klassische" Metropolis-Plakat ist. Das Plakat zeigt den Schriftzug, die Stadt und den Maschinenmenschen wie das Klassische, gibt aber der Stadt mehr Details und dem Gesamtbild mehr Farbe.
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